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Prorektorat

Ausbildung

«Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen: Es muss anders werden, wenn es gut werden soll.»
– Georg Christoph Lichtenberg

Das Jahr der grossen Veränderungen

Vor einem Jahr noch fokussierte sich die Ausbildung der PH Graubünden im Wesentlichen auf die beiden Studiengänge für künftige Kindergarten- und für künftige Primar-Lehrpersonen. Vor einem Jahr noch bildeten die Grundausbildung und die berufspraktische Ausbildung zwei getrennte Abteilungen. Und vor einem Jahr noch führte der Leiter der Grundausbildung alle der rund 50 Dozierenden direkt – zumindest auf dem Papier.

Diese Ausgangslage machte das Jahr 2022 zum Jahr der grossen Veränderungen:

  • Im Januar fusionierten die berufspraktische Ausbildung und die Grundausbildung. Das neu geschaffene Prorektorat Ausbildung förderte die Zusammenarbeit dieser beiden Ausbildungsteile, nahm die ehemaligen Ressort-Leitungen als Studiengangs-Leitungen in die Verantwortung und verlegte die den einzelnen Studiengang übergreifende Planung in den Prorektoratsstab.
  • Im Februar begannen die vier Bereichsleitungen ihre Arbeit. Diese wirken bei der Rekrutierung der neuen Dozierenden mit, unterstützen bei der Personaleinsatzplanung und führen die Mitarbeitendengespräche. Sie gehen auf Unterrichtsbesuch, unterstützen und tragen zur Qualitätsoptimierung bei. Sie koordinieren ihren jeweiligen Bereich und entwickeln ihn zusammen mit dem Team weiter.
  • Im September starteten die neuen Studiengänge. Der Studiengang «Kindergarten und Primarschule (1. bis 2. Klasse)» löst den Kindergarten-Studiengang ab. Der Studiengang «Primarschule (1. bis 6. Klasse)» findet neu zusätzlich in einer auf vier Jahre ausgelegten Teilzeit-Variante statt. Und die neuen Studiengänge «Sek I» für Personen mit Fachbachelor und «Sek I und Maturitätsschulen» für Personen mit Fachmaster ergänzen das Portfolio an Studiengängen, insbesondere um dem Bedarf an Lehrpersonen für die Sekundarstufe gerecht zu werden.

Die strukturellen Änderungen führen selbstredend zu kulturellen Veränderungen: Die Studierenden in den Teilzeit- und den Sek-Studiengängen sind vielfach bereits seit Jahren berufstätig, erhöhen den Altersdurchschnitt und verändern die Ansprüche an die zeitliche Flexibilität und die Ausgestaltung des Unterrichts. Die drei Bereichsleiterinnen und der Bereichsleiter waren die letzten Jahre selber Dozierende, übernehmen und gestalten eine neue Rolle und prägen auch dank ihrer fachlichen und persönlichen Nähe zu den Dozierenden die Weiterentwicklung der Hochschule in wesentlichen Belangen.

Ob die Attraktivität der neuen Studiengänge, die Qualität der Ausbildung, die Präsenz an den abgebenden Schulen, der neue Kommunikationsauftritt oder exogene Faktoren dazu geführt haben, dass die PH Graubünden einen neuen Rekord mit erstmals über 200 Anmeldungen verzeichnete, lässt sich nicht abschliessend beantworten.

Noch ist es zu früh zu sagen, ob es besser geworden ist; aber so viel können wir sagen: Einiges ist getan, damit es darauf aufbauend gut werden kann.

Berufspraxis

«Ich gratuliere euch für die tolle Vorarbeit mit den Studierenden. Wir sind sehr zufrieden und würden sie gerne behalten.» Dies ist das Feedback einer Praxislehrperson nach dem berufspraktischen Semester 2022. Rückmeldungen wie diese bestärken uns in unserer Arbeit. Dabei ist uns wichtig, dass sich die Studierenden im Praktikum – auf der Basis einer soliden Vorbereitung – ganz auf die Kinder und ihr Lernen einlassen, dieses fördern und sich am Praktikumsort bewähren können.

Dieses Ziel unterstützt auch das neu eingeführte Mentoratskonzept der PH Graubünden.

Neu erhalten alle Studierenden im ersten Studienjahr sowohl Einblick in den Kindergarten als auch in die Primarschule. Dazu ist das erste Praktikum, das im ersten Semester jeweils am Mittwoch stattfindet, in zwei Phasen aufgeteilt. In der ersten Phase arbeiten die Studierenden mit Kindern in einer Kindergartenklasse, in der anderen Phase in einer Klasse des 2. Zyklus, also in einer 3., 4., 5. oder 6. Klasse. So können sich die Studierenden ein erstes Bild des Lernens von Kindern im 1. Zyklus und 2. Zyklus machen und entscheiden, ob der ursprünglich gewählte Studiengang passend ist. Anschliessend können sie bei Bedarf den Studiengang wechseln.

Neu ist das Vorgehen für die Abklärung der Berufseignung im ersten Studienjahr. Eine Mentorin/ein Mentor übernimmt eine Lerngruppe mit ca. 20 Studierenden und begleitet diese durch die beiden Module der Berufspraxis des ersten Ausbildungsjahres. Eine wichtige Aufgabe der Mentor:innen ist dabei, den Studierenden die Komplexität des Berufs der Lehrperson erlebbar und bewusst zu machen und die individuelle Berufseignung zu thematisieren. Dazu steht das neue Instrument «Eignungskriterien für den Lehrberuf» zur Verfügung und unterstützt dabei, die drei Kriterien «Sozial- und Beziehungskompetenz», «Selbstkompetenz» und «Organisationskompetenz» sowie die verschiedenen zugeordneten Kompetenzen differenziert wahrzunehmen. Die Studierenden nehmen anhand dieses Instruments Selbsteinschätzungen vor und erhalten nach dem ersten Semester eine Fremdbeurteilung. Am Ende des ersten Studienjahres ist die Abklärung der Berufseignung abgeschlossen.

Neu unterstützt ein Praxisdozent oder eine Praxisdozentin die Mentor:innen bei ihren Aufgaben. Die Praxisdozierenden sind Lehrpersonen, die in der Regel an einer Kooperationsschule der PH Graubünden tätig sind und zusammen mit Mentorinnen ein Team bilden. Gemeinsam gestalten sie Veranstaltungen zur Vorbereitung und Reflexion der Praktika. Die Studierenden erhalten also bei ihren Unterrichtsplanungen und -auswertungen Begleitung und Beratung aus verschiedenen Perspektiven. So kann die erwünschte Verbindung von Theoriewissen und den Ansprüchen an kompetentes praktisches Handeln massgeblich unterstützt werden. Indem die Praxisdozierenden – in enger Kooperation mit den Mentor:innen – mit den Studierenden sowohl in der Kooperationsschule wie auch an der PH Graubünden arbeiten, stellen sie eine wichtige Scharnierstelle zwischen beiden Lernorten dar.

Neben der Einführung dieser Neuerungen war im vergangenen Jahr die Organisation der Praktikumsplätze eine grosse Herausforderung. Wir bemühen uns, Praktikumsplätze in der Nähe des Wohnorts der Studierenden zu finden. Die Grösse des Einzugsgebietes unserer Studierenden und die Dreisprachigkeit unserer Hochschule machen diese Aufgabe spannend, aber oft auch schwierig. Bisher gelang es insbesondere dank des grossen Netzwerkes und der guten Zusammenarbeit mit den Schulleitungen unserer Kooperationsschulen.

Die Zusammenarbeit wird auch von den Praxislehrpersonen sehr geschätzt. Dies zeigt sich unter anderem an den hohen Teilnehmendenzahlen anlässlich der regelmässigen Treffen zwischen Praxislehrpersonen und den Verantwortlichen der Berufspraxis an der PH Graubünden. Wir danken den Praxislehrpersonen für ihre engagierte Arbeit mit den Studierenden.

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