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Geschäftsjahr 2024

Vorwort

Der Hochschulratspräsident Dr. Hans Peter Märchy und der abtretende Rektor Prof. Dr. Gian-Paolo Curcio beleuchten herausfordernde und erfolgreiche Aspekte des Jahres 2024 und wagen einen Blick in die Lehrerinnen- und Lehrerbildung der Zukunft.

Ein starkes und gut funktionierendes Bildungssystem ist ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Die entsprechenden Herausforderungen sind vielfältig. Die Anforderungen an die Schule und damit auch an die Lehrkräfte steigen stetig. Die PH Graubünden setzt sich zum Ziel, einen Beitrag an die Gesellschaft zu leisten, indem sie Wissen bereitstellt, damit die anspruchsvollen Herausforderungen an die Ausbildung von Lehrpersonen bewältigt werden können.

In der gesamten Schweiz kann der Bedarf an Lehrpersonen trotz rekordhoher Studierendenzahlen bis Ende dieses Jahrzehnts nicht gedeckt werden. Die Bildungsverwaltung, die Hochschulen und die Schulen sind entsprechend Protagonistinnen und Protagonisten im Spannungsfeld zwischen Quantität und Qualität. Dies gilt ebenso für den Kanton Graubünden, wobei hier zusätzlich die sprachregionalen Unterschiede zu beachten sind.

Die Aufgabe des Hochschulrats der PH Graubünden war in diesem Zusammenhang unter anderem, die strategische Ausrichtung für die nächsten drei Leistungsperioden zu definieren. Diese umfasst die Vision 2036 sowie das Zielbild 2025-28. Damit zeigt der Hochschulrat die heutige Positionierung der PH Graubünden auf und formuliert Aussagen in Bezug auf die nationale Entwicklung der Lehrkräftebildung. Die Strategie 2025-28 hat der Hochschulrat an seiner Sitzung im September 2024 verabschiedet.

Neben der Strategieentwicklung haben sich die Hochschulangehörigen der PH Graubünden mit vielfältigen Bildungsthemen auseinandergesetzt, denn, wie eingangs erwähnt, werden an die Bildungsinstitutionen der Schweiz vielfältige Anforderungen gestellt. Die Selektion und die damit verbundene Frage nach der Bildungsgerechtigkeit ist dabei eine relevante und viel diskutierte Thematik. So veranstaltete die PH Graubünden am 22. April 2024 einen Abendanlass mit rund 130 Vertreterinnen und Vertretern aus Bildung, Politik und Wirtschaft zum Thema «Der Mythos der gleichen Chancen – Schule, Selektion und Bildungsgerechtigkeit aus der Perspektive der Politik, der Wirtschaft und der Bildung». Selektion und Bildungsgerechtigkeit gehen uns alle an. Es konnte aufgezeigt werden, dass Selektion als Funktion der Schule und der damit verbundene Anspruch an eine hohe Bildungsgerechtigkeit angesichts der vorliegenden Erkenntnisse aus diversen Studien gesellschaftlich bedeutungsvoll und aktuell sind.

Auch wenn unser Alltag von ständigen Veränderungen geprägt ist und Megatrends wie die Globalisierung, die Urbanisierung, die Klimaveränderung oder die Digitalisierung uns vor grosse gesamtgesellschaftliche Herausforderungen stellen, wollen junge Menschen in dieser sogenannten BANI-Welt (brittle, anxious, non-linear, incomprehensible) vermehrt Verantwortung übernehmen. Die angehenden Lehrpersonen suchen nach Sinnhaftigkeit in ihrem Tun und wollen mit ihrem Handeln einen Beitrag zugunsten der gegenwärtigen und zukünftigen Gesellschaft leisten. Der Beruf der Lehrperson bietet ihnen diese Möglichkeit, denn sie prägen mit ihrer Arbeit die Gesellschaft von morgen.

Für uns als Institution der Lehrerinnen- und Lehrerbildung stellt sich folglich die Frage, was die künftige Lehrperson auszeichnet, damit sie die Kinder und Jugendlichen auf die Welt des 21. Jahrhunderts vorbereiten kann.

Antworten auf diese Frage finden sich in zahlreichen Publikationen sowie teilweise auch in einem Expertinnen- und Expertenbericht der Kammer der Pädagogischen Hochschulen von swissuniversities. Wir beschränken uns in den nachfolgenden Ausführungen auf fünf Thesen.

1) Die Lehrperson der Zukunft verfügt über hohe Fach- und Handlungskompetenzen.
Lehrpersonen verfügen über vertieftes wissenschaftsbasiertes Wissen in den einzelnen Fächern bzw. Fachbereichen des Lehrplans und können diese Wissenseinheiten problembasiert und transdisziplinär vereinigen. Sie sind Expertinnen des Lernens und Lehrens.

2) Die Lehrperson der Zukunft verfügt über die notwendigen Kompetenzen zur Realisierung von indi­vidualisiertem und kooperativem Lernen.
Die Lehrpersonen sind kompetent im Umgang mit individuellen Lerntempi,  kultureller Vielfalt und der Gestaltung von Gemeinschaft und Nachhaltigkeit.

3) Die Lehrperson der Zukunft arbeitet lösungsorientiert in heterogenen Teams.
Die Lehrperson arbeitet mit anderen konstruktiv zusammen.

4) Die Lehrperson der Zukunft ist in der Lage, kontinuierlich und aktiv ihre eigene Professionalität weiterzuentwickeln und darauf basierend die Schule mitzugestalten.
Die breite Ausbildung ist wesentliches Fundament für den vertieften Wissensaufbau mit der Fähigkeit einer problembasierten Verknüpfung verschiedener Disziplinen und Fächer im Beruf.

5) Die Lehrperson der Zukunft verfügt über ein hohes Professionsethos und handelt verantwortungsvoll.
Lehrpersonen treffen Entscheidungen auf der Basis von Professionswissen und ethischer Reflexion.

Letztendlich sind es das Angebot und die Perspektive, welche den Studierenden neue Wege für die Zukunft ermöglichen. Das attraktive und qualitativ überzeugende Angebot kann die PH Graubünden selbst gestalten; die Rahmenbedingungen für den Unterricht sind in den Gemeinden, beim Kanton und auf nationaler Ebene anzugehen. Letztendlich ist es die Politik, die konstruktiv die Basis und optimale Rahmenbedingungen für nachhaltige Entwicklung schaffen kann.

Eine enge Zusammenarbeit zwischen der Politik und der PH Graubünden leistet einen wertvollen Beitrag für die Weiterentwicklung der Hochschule. In diesem Sinne gebührt allen Hochschulangehörigen, den verschiedenen Anspruchsgruppen und insbesondere den Mitgliedern des Grossen Rates sowie der Regierung und den Mitarbeitenden der dazugehörenden Ämter unser aufrichtiger Dank.

Schlüsselübergabe

Der Hochschulrat der PH Graubünden hat Dr. Reto Givel-Bernhard als Nachfolger von Prof. Dr. Gian-Paolo Curcio gewählt. Im Rahmen der Schlüsselübergabe am 13. November 2024 gab der scheidende Rektor mit den leicht angepassten Worten des Beatles-Songs «I say goodbye and you say hello» die Verantwortung für die PH Graubünden an den Präsidenten des Hochschulrates Dr. Hans Peter Märchy zurück. Dieser übertrug die Verantwortung für die PH Graubünden mit den damit verbundenen Rechten und Pflichten dem Nachfolger Dr. Reto Givel-Bernhard.

Die Standespräsidentin Silvia Hofmann und der Regierungspräsident Dr. Jon Domenic Parolini verabschiedeten den scheidenden Rektor Prof. Dr. Gian-Paolo Curcio im Namen des Grossen Rates und der Regierung. Beide betonten, dass der Kanton Graubünden die professionelle Zusammenarbeit mit ihm stets sehr geschätzt habe. Der Kanton freue sich, dass der designierte Rektor der FH Graubünden dem Kanton erhalten bleibe. Der Hochschulrat, die Hochschulleitung sowie die Mitarbeitenden wünschen dem neuen Rektor Dr. Reto Givel-Bernhard alles Gute in seiner neuen Funktion.

V. l. n. r.: Prof. Dr. Gian-Paolo Curcio, Dr. Hans Peter Märchy und Dr. Reto Givel-Bernhard bei der symbolischen Schlüsselübergabe.

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