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Geschäftsjahr 2022

Vorwort

Das Jahr 2022: Hochschulratspräsident Dr. Hans Peter Märchy und Rektor Prof. Dr. Gian-Paolo Curcio blicken auf das vergangene Geschäftsjahr zurück – mit strategischer Vorausschau auf die Herausforderungen der Zukunft.

Dr. Hans Peter Märchy

Hochschulratspräsident

Rückblick auf sein erstes Halbjahr: Der neue Hochschulratspräsident fordert Autonomie, Offenheit und genügend Ressourcen für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Hochschule.

Als neuer Präsident des Hochschulrates der PH Graubünden blicke ich auf ein herausforderndes und spannendes Berichtsjahr 2022 zurück. Besonders mit den neu überarbeiteten und im Herbst 2022 angebotenen Bachelorstudiengängen, den neuen Masterstudiengängen für die Sekundarstufe I sowie für schulische Heilpädagogik konnte eine schlagkräftige Antwort auf das in den Medien breit diskutierte Thema des sich akzentuierenden Lehrpersonenmangels gegeben werden. Das Zusammenspiel zwischen der politischen, der strategischen und der operativen Ebene gelang auf eindrückliche Art und Weise. Dies ist mitunter auch ein Verdienst des Hochschulrates, sowohl in seiner alten wie auch in seiner neuen Zusammensetzung.

Strategie 2021-2024

Der Hochschulrat hat für die Strategieperiode 2021-2024 vier strategische Ziele definiert:

  • Sprachliche Vielfalt als Chance nutzen
  • Schule und Unterricht im alpinen Raum stärken
  • Bildung im digitalen Wandel entwickeln
  • Die PH Graubünden der Zukunft gestalten

Die Strategie 2021-2024 der PH Graubünden dient zur Orientierung nach innen und gleichzeitig der Positionierung nach aussen. Mit diesen vier strategischen Zielen wird definiert, wie sich die PH Graubünden als Lehr-, Weiterbildungs- und Forschungsinstitution, als Hochschule und auch als Arbeitgeberin versteht. Dabei berücksichtigt die PH Graubünden den gesellschaftlichen, ökologischen und technologischen Wandel, sensibilisiert künftige Generationen für die nachhaltige Entwicklung und im Umgang mit Diversität.

Autonomie, Offenheit und Ressourcen

Damit die PH Graubünden ihren Auftrag erfüllen und die strategischen Ziele umsetzen kann, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:  

  • erstens, eine hohe Autonomie in Bezug auf die Führung, die inhaltliche Gestaltung und die strategische Positionierung der Hochschule,
  • zweitens, Offenheit gegenüber gesellschaftlichen Entwicklungen und Bedürfnissen seitens der Trägerin und die damit verbundene Bereitschaft, den entsprechenden Herausforderungen mit Bildung und Forschung zu begegnen;
  • sowie drittens, ausreichende finanzielle, qualitativ hochwertige personelle und auf die spezifischen Anforderungen abgestimmte infrastrukturelle Ressourcen.

Während in Bezug auf die Rahmenbedingungen „Offenheit“ und „Ressourcen“ Diskurse geführt und tragbare Lösungen gefunden werden, wird auf der politischen Ebene versucht, durch vermehrte Steuerungsansprüche die «Autonomie» der Hochschulen einzuschränken. Mit der anstehenden Teilrevision des kantonalen Gesetzes über Hochschulen und Forschung ist sicher zu stellen, dass die Autonomie der Hochschulen nicht zusätzlich eingeschränkt und die Zuständigkeiten der einzelnen Akteure klarer geregelt werden. 

Es ist eine der zentralen Aufgaben des Hochschulrates, sich für die Wahrung der Autonomie der Hochschule, für Offenheit gegenüber Entwicklungen und für ausreichende Ressourcen einzusetzen. Das ist darum wichtig, weil autonome, offene und mit ausreichenden Ressourcen ausgestattete Hochschulen einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten.

Neue Mitglieder im Hochschulrat

Die Regierung des Kantons Graubünden hat im Sommer 2022 aufgrund von Amtszeitbeschränkungen drei neue Mitglieder in den Hochschulrat der PH Graubünden gewählt. Es sind dies Lea Simeon, Aita Zanetti und meine Person als Präsident. Die bisherige Hochschulrätin Sandra Locher Benguerel ist durch den Hochschulrat als stellvertretende Hochschulratspräsidentin gewählt worden. Ich freue mich, zusammen mit meinen Kolleginnen und den Kollegen des Hochschulrates und der Hochschulleitung die strategischen Aufgaben der PH Graubünden gestalten zu dürfen.

Dank

An dieser Stelle bedanke ich mich bei der Regierung des Kantons Graubünden für ihre Offenheit gegenüber unseren Anliegen, bei den Mitgliedern des Hochschulrates für ihr Engagement zugunsten der PH Graubünden und den Hochschulangehörigen der PH Graubünden für die geleistete Arbeit.

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Prof. Dr. Gian-Paolo Curcio

Rektor

Die Lehrerinnen- und Lehrerbildung rückte im Jahr 2022 phasenweise in den Fokus der gesellschaftlichen Diskussion. Aufgrund des in einigen Kantonen akuten Mangels an Lehrpersonen für die Primar- und Sekundarstufe wurde verschiedentlich auch die Lehrerinnen- und Lehrerbildung an den Pädagogischen Hochschulen in Frage gestellt. Welchen Beitrag die PH Graubünden leistet, damit genügend kompetente Lehrpersonen ihren Beruf an einer Schule im Kanton Graubünden oder in den umliegenden Kantonen ausüben können und was es hierzu seitens der PH Graubünden benötigt, steht im Zentrum dieses Vorworts.

Qualität über allem

In der Bundesverfassung (Art. 19) wird der Anspruch auf ausreichenden und unentgeltlichen Grundschulunterricht geregelt. «Ausreichend» meint in diesem Zusammenhang nicht nur die Dauer, sondern vor allem auch die Qualität des Unterrichts. Eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung für qualitativ hochwertigen Unterricht sind kompetente Lehrpersonen. Der Beruf der Lehrperson ist anspruchsvoll, vielseitig und gesellschaftlich relevant. Der Aufgabenbereich von Lehrpersonen geht weit über das Vermitteln von Wissen hinaus. Lehrpersonen inszenieren Lerngelegenheiten, in denen der fachliche und überfachliche Kompetenzaufbau der Schülerinnen und Schüler gefördert, Normen und Werte vermittelt und auf diese Weise die Persönlichkeitsbildung von jungen Menschen unterstützt werden. Lehrpersonen übernehmen mit ihrem professionellen Handeln Verantwortung für die Gesellschaft. Sie gestalten mit ihrer Arbeit unsere Zukunft. Dementsprechend kommt ihrer Professionalisierung, welche sich über das Studium, die Berufseinführung und die Weiterbildung erstreckt, eine hohe gesellschaftliche Relevanz zu. Lehrpersonen sind sich der Wichtigkeit ihrer Rolle und Funktion bewusst. Mehr als 80 Prozent der Lehrpersonen bleiben denn auch fünf Jahre nach Abschluss ihrem Beruf treu (vgl. BFS 2022). Die durch die Politik lancierten Diskussionen und Massnahmen zur Behebung des Lehrpersonenmangels, wie beispielsweise die prüfungsfreie Zulassung an die Pädagogischen Hochschulen für Berufsmaturandinnen und Berufsmaturanden, gehen entweder mit einer Nivellierung der Anforderungen nach unten oder mit der Verlängerung der Studiendauer einher. Die Zulassungsbedingungen an die Pädagogischen Hochschulen werden im Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz (HFKG) geregelt. Eine Anpassung des HFKG benötigte Zeit, eine Inkraftsetzung wäre frühestens Anfang 2025 realistisch, die ersten Lehrpersonen nach der angepassten Gesetzgebung würden somit frühestens im Sommer 2028 diplomiert werden. Ob sich der Lehrpersonenmangel bis dahin weiter akzentuiert, kann nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden. Auf der Grundlage des Referenzszenarios des Bundesamtes für Statistik (vgl. BFS 2022) muss allerdings davon ausgegangen werden, dass in vielen Kantonen im Jahr 2031 der Bedarf an Lehrpersonen gedeckt werden kann, was gleichermassen auch für den Kanton Graubünden gilt. Entsprechend bedarf es rasch umsetzbarer und reversibler Lösungsansätze, wie beispielsweise einer Erhöhung der Teilzeitpensen in Absprache mit den jeweiligen Lehrpersonen. Ein allfälliges Senken von Qualitätsansprüchen würde sich für die betroffenen Kinder und Jugendlichen nachhaltig negativ auswirken und hätte für das System Schule und letztlich für die gesamte Gesellschaft und die Wirtschaft unerwünschte Konsequenzen. Wir tun also gut daran, unserem heutigen System Sorge zu tragen, die dem Lehrpersonenmangel zugrunde liegenden Daten und Fakten (die Anzahl Schülerinnen und Schüler, das Betreuungsverhältnis, das Pensum der Lehrkräfte, die Fluktuation der Lehrpersonen, Anzahl Studierende an den PH) genau zu kennen und auf deren Basis allfällige Massnahmen abzustützen, die Qualität der Lehrerinnen- und Lehrerbildung stärker zu gewichten als die Quantität und allfällige Anpassungen behutsam vorzunehmen.

Entwicklung und Implementierung der Struktur 22

Die Aufbauorganisation der PH Graubünden ist seit ihrer Gründung einer Abteilungsstruktur gefolgt und hat aus den Abteilungen Grundausbildung, der Abteilung Berufspraktische Ausbildung, der Abteilung Weiterbildung und der Abteilung Forschung, Entwicklung und Dienstleistung bestanden. Die Verwaltung ist entweder als Stabsstelle oder als Abteilung Finanzen und Dienste geführt worden. Die im Zuge der «inneren» Tertiarisierung erfolgte Hochschulentwicklung und die damit verbundenen Projekte haben aufgezeigt, dass die aus den Gründungsjahren hervorgegangene Aufbauorganisation den aktuellen Bedürfnissen nicht oder nur noch teilweise entsprochen hat. Aus diesem Grund hat sich der Hochschulrat der PH Graubünden ein strategisches Ziel gesetzt, die bestehende Aufbauorganisation mit dem Projekt «Struktur 22» zu analysieren, Optimierungsvarianten zu generieren, diese zu bewerten und die präferierte Variante nach erfolgtem Entscheid möglichst zeitverzugslos umzusetzen. Die Analysen, die Vergleiche mit anderen Hochschulen und die verschiedenen Diskussionen im Hochschulrat und der Hochschulleitung haben ergeben, dass

  • die bisherigen Abteilungen in Prorektorate überführt werden,
  • die Abteilung Berufspraktische Ausbildung ins neu zu schaffende Prorektorat Ausbildung integriert wird,
  • die Forschungsressorts im Prorektorat Forschung und Entwicklung in Professuren transferiert werden,
  • neben den Professuren «Integrierte Mehrsprachigkeitsdidaktik Romanisch», «Integrierte Mehrsprachigkeitsdidaktik Italienisch» und «Informatik und Informatikdidaktik» eine Professur «Erziehungswissenschaften» installiert wird,
  • die Dienstleistungen ins Prorektorat Weiterbildung eingebunden werden,
  • die MINT-Förderung und die Evaluationen als Fachstellen gegründet und dem Prorektorat Weiterbildung und Dienstleistung unterstellt werden und
  • die verschiedenen Querschnittsbereiche, wie beispielsweise die Stabsstelle Kantonssprachen, das Marketing und die Kommunikation, das Qualitätsmanagement und die Hochschulentwicklung sowie die akademischen Projekte in einem Rektoratsstab zusammengefasst werden.
  • dass die Verwaltung mit ihren Bereichen Administration, Bibliothek, Finanzen, Informatik, Infrastruktur und Personal reorganisiert wird.

Die angepasste Aufbauorganisation ist im Jahr 2022 eingeführt und umgesetzt worden. Mit dieser Aufbauorganisation ist die PH Graubünden für die Erreichung ihrer strategischen Ziele, die Erfüllung des Leistungsauftrags und weitere künftige Entwicklungsschritte im Zuge der voranschreitenden «inneren» Tertiarisierung bzw. der Hochschulentwicklung gut vorbereitet. Damit berücksichtigt der Hochschulrat die Dynamik und Wechselwirkung zwischen Strategie, Struktur und Kultur und kommt dem Grundsatz nach, dass Strukturen der Strategie zu folgen haben.

Überarbeitete und erweiterte Studien- und Lehrgänge

Weil es eine Aufgabe der PH Graubünden ist, Lehrpersonen aus- und weiterzubilden, wurden die Bachelor- und Masterstudiengänge überarbeitet und das Angebot ausgeweitet, sowie ein vielfältiges Angebot an Zertifikatslehrgängen (CAS) geschaffen (vgl. Fokusthema). Mit diesem überarbeiteten und ausgeweiteten Studien- und Weiterbildungsangebot spricht die PH Graubünden bestehende sowie auch zusätzliche Zielgruppen an. Die ausserordentlich hohen Anmeldezahlen im Herbst 2022 weisen darauf hin, dass es gelungen ist, über die verschiedenen Kommunikationskanäle die Marke PH Graubünden zu etablieren und zu stärken, die Reichweite zu erhöhen, zahlreiche Menschen auf die angepassten sowie erweiterten Studiengänge anzusprechen und sie für ein Studium an der PH Graubünden zu begeistern. In den nächsten Jahren wird es unter anderem darum gehen, die neu etablierten Studiengänge zu konsolidieren, eine hohe Qualität bezüglich der Zielkriterien der Evaluation (Zufriedenheit, Kompetenzerwerb und Kompetenzniveau) zu erreichen, das neu entwickelte Verfahren zur Überprüfung der Berufseignung einzusetzen, zu prüfen und allenfalls weiterzuentwickeln, nach wie vor die erforderlichen Bezüge zu Wissenschaft und Forschung wie auch zur Berufspraxis sicherzustellen und punktuell sogar auszubauen. Wir tun also auch hier gut daran, die sich ergebenden Möglichkeiten hinsichtlich der Anpassung und Erweiterung der Studien- und Weiterbildungsgänge laufend zu beurteilen und sich ergebende strategische Optionen zu nutzen.

Attraktive Infrastruktur PH Graubünden 2030

Um auch in Zukunft für den Beruf der Lehrperson geeignete Personen bzw. erfahrene Lehrpersonen für spezifische Weiterbildungen gewinnen zu können, bedarf es neben finanziellen und personellen vor allem auch infrastruktureller Ressourcen und zwar in genügendem Ausmass an einem für eine PH geeigneten Ort. Die Infrastruktur nimmt für Hochschulen zunehmend eine wichtige Rolle ein, einerseits in Bezug auf die Lehre und Forschung in den für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung relevanten Fächern und Bereichen. Andererseits beeinflusst eine moderne, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln rasch erreichbare oder sogar bahnhofsnahe Infrastruktur die Standortattraktivität einer Hochschule in hohem Masse. In diesem Sinne tun wir gut daran, die im Zuge der bevorstehenden Sanierung der heutigen Infrastruktur zu tätigenden Analysen sorgfältig durchzuführen und gleichzeitig auch den Mut aufzubringen, Bestehendes zu hinterfragen sowie neue Optionen zu denken und zu prüfen.

Der Mensch im Zentrum

An Pädagogischen Hochschulen stehen die Prozesse des Lernens, des Lehrens und der Entwicklung im Fokus. Dementsprechend stehen die Menschen im Zentrum und zwar gleichermassen die Studierenden wie auch die Mitarbeitenden. Die Personalgewinnung und der Personalerhalt haben somit höchste Priorität. Die Gewinnung von Dozierenden in den jeweiligen Fachbereichen, welche über einen Masterabschluss, ein Zielstufendiplom, Kenntnisse in der Hochschuldidaktik sowie in den benötigten Kantonssprachen ausweisen können, stellt die PH Graubünden zuweilen vor grosse Herausforderungen. Dementsprechend ist die Erhaltung einer hohen Arbeitsplatzattraktivität, die hochschulinterne, auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden abgestimmte Personalentwicklung, eine mit anderen Hochschulen vergleichbare Entlöhnung, sowie die Pflege der internen, wertebasierten Arbeitskultur für Hochschulen von grosser Bedeutung. Das im Regierungsprogramm 2021-2024 enthaltene Ziel bezüglich der Positionierung des Kantons Graubünden als attraktive Arbeitgeberin zielt in die richtige Richtung. Damit dies gelingt, benötigen die Hochschulen Autonomie, Offenheit und Ressourcen – womit sich der Kreis zum Vorwort des Präsidenten und seinen Forderungen wieder schliesst.

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